― 450-jährige Büchsenmachertradition in Ferlach ―

Ferlach – eine Kleinstadt im Süden Österreichs, eingebettet ins „Rosental“, am Fuße der steil aufragenden Karawanken, im Dreieck zwischen Österreich, Italien und Slowenien.

 

Die Kunst der Waffenherstellung in Ferlach hat ihren Ursprung bereits im 16. Jahrhundert.

Ausgehend vom bestehenden Eisen- und Metallgewerbe der Region und begünstigt durch riesige, wilde Wasserläufe der Karawankenbäche entwickelte sich hier eine Waffenindustrie mit späterem Weltruf.

Bereits seit neun Generationen bestimmt das Haus Fanzoj diese stolze Tradition wesentlich mit.

1558

Kaiser Ferdinand berief 100 Waffenschmiede aus den habsburgischen Niederlanden zwecks “Verfertigung von Gewehren” nach Ferlach. Unter ihnen die Vorfahren der heutigen Familie Fanzoj.

Während des 30-jährigen Krieges (1618-1648) nahm die Gewehrfabrikation lebhaften Aufschwung, die Kapazitäten wurden ausgeweitet. Die Ferlacher Gewehre genossen damals schon Weltruf.

1628

Erzherzog Leopold V von Tirol ließ seine berühmte Prunkbüchse in Ferlach anfertigen. Sie gilt nach wie vor als wichtigstes Dokument österreichischer Waffenkunst.

Ferlach war damals als typische “Hausindustrie” organisiert. Die Herstellung einer Waffe erfolgte in strenger Arbeitsteilung und musste etliche Meisterhände durchwandern, ehe sie zum Verkauf angeboten wurde. Die Meister hatten die Kunst vom Vater erlernt um sie dem Sohne zu übergeben.

1740-80

Regierungszeit der Kaiserin Maria Theresia – die Blütezeit für Ferlach. Die Stadt steigt  zum Zentrum der Waffenherstellung des habsburgischen Großreiches auf.

1750

Maria Theresia verleiht der Ferlacher Büchsenmacherzunft die erste einheitliche Handwerksordnung.

Der Name “Fanzoj” scheint erstmals als örtlich ansässiger Büchsenmachername auf.

1793

Verleihung eines exklusiven Fabrikzeichens für Ferlacher Gewehre um die “Echtheit und Güte der Ferlacher Waffen” zu sichern.

1876

Gründung der “Genossenschaft der Büchsenmachermeister” mit gewählter Vertretung, welche die Bestellung von Waffenfabrikaten übernehmen und den Gewinn verteilen konnte. Im Jahre 1781 werden 203 Meister gezählt. Im Jahre 1845 gibt es 308 Meister. 1934 noch 80.

1878

Gründung der K&K Fachschule für Gewehrindustrie – welche heute als internationale Kaderschmiede für Büchsenmacher und Waffentechniker weltweit gilt.

Mit dem “Werndl Verschluß Patent” 1880 wurde die österreichische Waffenindustrie nach Steyr verlegt, was den Niedergang der Ferlacher Waffenindustrie einleitete. Man spezialisierte sich daraufhin in Ferlach auf die Erzeugung von Jagdgewehren.

1906

Firma Johann Fanzoj tritt aus dem Schatten der Geschichte heraus und etabliert sich durch die Fertigung von “Ischlerstutzen”, Hahn-Kipplaufbüchsen mit Vollschäftung, als Lieferanten für das habsburgische Königshaus unter Franz Joseph I.

Fanzoj exportierte damals nach Böhmen, Ungarn, Jugoslawien und Italien – vormals habsburgische Kronländer.

Ein weiteres interessantes Kapitel der Firmengeschichte entfaltet sich um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in Karlsbad (Böhmen), dem prächtigen Nobelkurort der Österreich-Ungarischen Monarchie.

Albert Fanzoj etabliert sich als Lieferant künstlerisch dekorierter Sportwaffen für das Karlsbader Schützenkorps. Der Name Fanzoj wird in der Chronik des „Kaiserlichen und Königlichen Privilegierten Schützenkorps von Karlsbad“ – der privaten Schutzgarde des Kaisers – als Hauptlieferant kunstvoll gefertigter Sportwaffen, so genannter Scheibenstutzen, erwähnt, die von einem illustren Publikum anlässlich prächtiger Staatsbankette und Festivitäten benutzt wurde, um auf künstlerisch bemalte hölzerne Schießscheiben zu zielen.

Der 1. und 2. Weltkrieg treffen Fanzoj sehr hart. Ein Teil der Familie Fanzoj – Hans Fanzoj, ein begabter Büchsenmacher – wandert zur Zeit der Weltwirtschaftskrise in die Vereinigten Staaten von Amerika aus. Nur die feste Verankerung des Handwerks in den gewachsenen Traditionen hilft jene Durstrecke zu überwinden.

Nach einem kurzen Stillstand 1945 setzte die Nachfrage nach Jagdwaffen wieder ein. Fanzoj fertigt in den Spitzenjahren 1965–1980 bis zu 200 Gewehre jährlich. Mit der großen US Dollar Krise in den 80er Jahren sowie wachsender internationaler Konkurrenz, welche den Sprung in die maschinell gesteuerte Serienproduktion tätigten, fällt Ferlach in die Krise.

1946 gibt es noch 56 Büchsenmacherbetriebe, doch sinkt die Anzahl kontinuierlich. Heute baut nur noch eine Handvoll hochspezialisierter Familienunternehmen in Ferlach handgemachte Jagdwaffen.

In dieser schwierigen Zeit gelingt Johann Fanzoj, heutiger Senior Chef, der Aufschwung der Firma zu internationalem Renommee. Der mehrsprachige Kosmopolit und begeisterte Jäger eröffnet neue Geschäftsfelder im Handelsbereich durch internationale Vermittlungstätigkeiten. Seinem Charisma und kommerziellem Geschick ist es zu verdanken, dass Jäger in allen Erdteilen mit Johann Fanzoj Gewehren waidwerken.

Als erster Ferlacher Büchsenmachermeister reist er 1969 zur Safari nach Schwarzafrika und leitete die Ära der großkalibrigen Doppelbüchsen in Ferlach ein, von afrikanischen Berufsjägern sehr geschätzte Arbeitsgeräte. Durch seine persönlichen Kontakte u.a. zu Marschall Tito – Nachkriegs-Führerfigur Jugoslawiens – wandern prunkvoll gestaltete Fanzoj Gewehre in den 70erJahren als Staatsgeschenke um die Welt. Er ist geachtetes Mitglied internationaler Jagdgemeinschaften sowie Ethikkommissionen und steht derzeit dem Internationalen St. Hubertusorden als Prior von Kärnten zur Verfügung.

Durch seinen unermüdlichen Einsatz expandiert das Unternehmen weltweit und kann in Folge in die Produktion investieren. Unter dem Management von Tochter Daniela Fanzoj, welche der Firma seit 1998 vorsteht, und ihres jüngeren Bruders Patrick Fanzoj, der 2005 das technische Management übernimmt und 2016 zum Generaldirektor wird, lebt diese Begeisterung für ein einzigartiges Handwerk weiter. Gemeinsam bilden sie ein engagiertes Team und folgen einer konsequenten Nischenpolitik mit Bekenntnis zu höchster Qualität und ästhetischem Anspruch.

― Fanzoj wird  M a n u f a k t u r ―

Im Jahr 2008 trifft der Familienrat eine weitreichende Entscheidung und beschließt, in eine neue Produktionsstätte mit modernster Fertigungstechnologie zu investieren, um alle Arbeitsschritte von der Planung bis zur Produktion hausintern zu integrieren. Ein Bekenntnis zu Qualität, Innovationskraft und ein starkes Signal an die immer anspruchsvollere und profilierte Kundschaft.

Diese Entscheidung erweist sich als richtig und es gelingt der Firma, mit hohem Bewusstsein und Respekt für die eigenen Wurzeln, die Brücke in die Moderne zu bauen. Die Firma Fanzoj wurde mittlerweile mehrfach ausgezeichnet für Qualität, Kreativität und Innovationskraft und hat mehrere technische Patente angemeldet.

Heute steht der Name Fanzoj für einen der weltweit führenden Büchsenmacherbetriebe. Jagdgewehre von Johann Fanzoj sind sowohl mechanische Meisterwerke als auch “Objekte für die Ewigkeit“ – eine perfekte Mischung aus modernster Technologie und jahrhundertealter Handwerkskunst.